KStA 01.06.2012
Verärgerung über Abbruchantrag
Pfarrzentrum St. Joseph Kirche befürchtet, dass Pfarrheim, Pfarr- und Küsterhaus an der Bonnstraße verwahrlosen.
Von Birgit Lehmann
Hürth. Die Pfarrgemeinde Zu den Heiligen Severin, Joseph und Ursula hat bei der Stadt beantragt, das Pfarrjugendheim, das Küsterhaus und das Pfarrhaus an der Bonnstraße abreißen zu dürfen. Gleichzeitig möchte sie, dass ein Bebauungsplan für ein Baugebiet „Wohnen an St. Joseph“ aufgestellt wird. Der Beschluss wurde vom Planungsausschuss nach eingehender Diskussion letztlich vertagt. Erst soll geklärt werden, ob der Landschaftsverband das 1979 errichtete Ensemble oder zumindest das Pfarrheim mit seinem markanten zeltförmigen Schieferdach für denkmalschutzwürdig hält.
Die Kirche will ds Pfarrjugendheim St. Joseph abbrechen und das Grundstück als Wohnland veräußern. Bild Lehmann
Neuer Anlauf
Der Planungsauschuss hatte sich schon vor drei Jahren mit der Thematik befasst. Damals ging es darum, zu klären, wie die Gebäude anderweitig genutzt werden könnten. Ein Antrag auf Aufstellung eines Bebauungsplanes und damit die Einwilligung zum Verkauf der Grundstücke wurde damals abgelehnt. In seinem Schreiben an die Stadt erklärt Pfarrer Franz Josef Lausberg, dass niemand der Verantwortlichen aus dem politischen Raum, die sich damals für den Erhalt des Pfarrzentrum hätten einsetzen wollen, einen Vorschlag über eine alternative Nutzung gemacht habe. Nun stünden Pfarrhaus und Küsterhaus bereits seit zwei Jahren leer, das Pfarrzentrum werde ab Sommer leer stehen, wenn der Kindergarten dort ausziehe. Die Gebäude drohten zu verwahrlosen.
Die Kirche hatte das Grundstück im Tausch gegen das Kirchengrundstück in Knapsack erworben, der Ort musste der Industrie weichen. Die Verwaltung ist der Ansicht, dass die Kirche ihre Verpflichtung erfüllt habe, 40 Jahre lang habe es als Gemeindezentrum gedient, denkmalwürdig seien die Gebäude nicht.
Das sehen einige Politiker anders und auch der ehemalige Denkmalschutzbeauftragte Karl-Ernst Forisch ist für eine Unterschutzstellung. Bei einigen Politikern im Ausschus machte sich die Verärgerung über die Kirchengemeinde breit. SPD-Ratsmitglied Klaus Lennartz bestritt, dass es keinen Interessenten für das Grundstück gegeben habe, viel mehr habe die Kirche einen höheren Kaufpreis erzielen wollen. Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Dirk Breuer urteilte, dass die Kirche die Hand, die der Planungsausschuss ausgestreckt habe, mit ihrem Abbruchantrag nun ausgeschlagen habe. Er könne auch nicht nachvollziehen, warum die Kirche aus Kostengründen einen Architekturwettbewerb ablehne. Bürgermeister Walther Boecker vertrat eine andere Ansicht. Die Kirche habe sogar einen Anspruch auf Abbruchgenehmigung, wenn die Voraussetzungen dafür erfüllt seien und eine wirtschaftliche Nutzung nicht mehr zumutbar sei.
Es könne auch passieren, dass die Stadt das Gebäude übernehmen müsse, wenn es unter Denkmalschutz gestellt würde. Letztlich wollte aber auch Boecker einer Beurteilung durch den Landschaftsverband als obere Denkmalbehörde nicht vorgreifen. Schließlich wurde ein Vorschlag von FDP-Mitglied Hadré umgesetzt und die Entscheidung vertragt. Erst soll ein Ortstermin stattfinden. Boecker versuchte aber auch Sorgen von Anwohner auszuräumen, die nach dem Abbruch den Bau von „gigantischen Klötzen“ befürchten. Eine fünf- oder sechsgeschossige Bebauung werde es dort nicht geben, so Boecker.
Quelle: Köner Stadt-Anzeiger vom 01.06.2012