LVR 15.08.2012
Vom: LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
An: Stadt Hürth, Untere Denkmalbehörde
Schreiben vom 15.08.2012, Eingang bei der Stadt Hürth am 17.08.2012
Hürth-Mitte, Gemeindezentrum St. Joseph, Bonnstraße 32, Pfarrsaal und anschließende Gemeindebauten, 1974 (Entwurf), 1977-1979 (Bauausführung), Architekt: Karl-Josef Ernst
Ihre E-Mail vom 29.05.2012
Ortsbesichtigung am 19.07.2012, Teilnehmer: Herr Dr. Hoffmann, Herr Dr. Meys (beide LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)
Denkmalfachliche Stellungsnahme gem. § 22 Absatz 3 DschG NW zum Denkmalwert gem. § 2 DschG NW
Sehr geehrte Frau Saxarra,
sehr geehrte Damen und Herren,
Der Pfarrsaal und die anschließenden Gemeindebauten der 1970er Jahre des katholischen Gemeindezentrums St. Joseph in Hürth-Mitte weisen nach Auffassung des LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland nicht die Tatbestandsmerkmale eines Baudenkmals gem. § 2 DScHG NW auf.
Das Gemeindezentrum St. Joseph wurde 1977-1979 nach Entwürfen (1974) des Architekten Karl-Josef Ernst aus Zülpich errichtet. Die Kirche fügte derselbe Architekt 1989-1991 hinzu. Das Gemeindezentrum bildet zwar in etwa das Zentrum des modernen Stadtteiles Hürth-Mitte, es prägt mit seiner Erscheinung aber nicht das Umfeld in einer städtebaulich relevanten Weise (festgestellt durch weitläufige Ortsbegehung). Die ursprüngliche Planung dieses Stadtteiles (1961-1964) durch die ARGE Poelzig/Spengelin mit einem ausgedehnten Grüngürtel konnte nicht vollständig realisiert werden; insbesondere blockiert das Einkaufszentrum die Fortführung des Grünzuges in dieser Richtung. Die Siedlung selber ist nach ihrer Errichtung vielfach ergänzt und verändert worden. Das betrifft auch das unmittelbare Umfeld des Gemeindezentrums.
Das auf den ersten Blick relativ homogen erscheinende Gesamtensemble des katholischen Gemeindezentrums in Hürth-Mitte erweist sich aus den zweiten Blick als nicht nach einem einheitlichen Entwurf errichtet. Es zeigt eine Mischung von stilistischen Gestaltungsweisen, die durch die unterschiedlichen Bauzeiten bedingt ist. Zum anderen griff der Architekt Ernst für den Entwurf der beiden Hauptbauten (Pfarrsaal, Kirche) auf ganz unterschiedliche Prägebauten des modernen Kirchenbaus in Deutschland zurück, die er relativ unvermittelt nebeneinander stellte. Der Entwurf des Kirchenbaus scheint dabei außer in seiner Materialität ohne deutlichen Bezug zum Entwurf des älteren Pfarrsaals gestaltet worden zu sein.
Aus dem bisher Ausgeführten folgt, dass für die Erhaltung und Nutzung der in den 1970er Jahren errichteten Bauten des Gemeindezentrums St. Joseph in Hürth-Mitte aus Sicht des LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland gem. § 2 DSchG NW keine städtebaulichen und architekturhistorischen Gründe vorliegen.
Mit freundlichen Grüßen
Die Direktorin des Landschaftsverbandes Rheinland
Im Auftrag
Dr. Oliver Meys
Wissenschaftlicher Referent