Rd-schau 05.12.2012
Streit um Kirchengelände beigelegt

Gespannt lauschten die Mitglieder des Planungsausschusses dem Zwischenbericht aus der Bürgerwerkstatt zur Zukunft des Geländes der katholischen Kirche an der Bonnstraße. Ein Abrissantrag der Gemeinde St. Joseph, hatte im Frühjahr einem seit Jahren schwelenden Streit neue Nahrung gegeben. Die Stadt beauftragte auf Beschluss des politischen Gremiums das Kölner Planungsbüro Dr. Jansen, in einer Bürgerwerkstatt zwischen Politik und Kirche zu vermitteln.
Die Mediation fand Ende Oktober unter Leitung der Diplom-Ingenieurin Ursula Mölders vom Büro Jansen statt. In der Bürgerwerkstatt stellte sich heraus, dass Pfarrer Franz-Josef Lausberg vom Erzbistum keinen Auftrag erhalten hat, die seit Jahren ungenutzten Gebäude Pfarrsaal, Pfarr- und Küsterhaus abreißen zu lassen. Er bekommt lediglich infolge des 2004 getroffenen Sparbeschlusses kein Geld mehr vom Erzbistum für den Unterhalt. Von 77 000 Euro dafür ist die Rede. Das setzt unter den Druck, die Gebäude, sofern sie nicht abgerissen werden, wirtschaftlich zu nutzen, jedoch öffentlich und gemeinnützig, da es einen gültigen Bebauungsplan gibt.
„Es geht den Menschen im Umfeld um die Situation, nicht nur um die Gebäude“, fasste die Mediatorin die Ergebnisse zusammen. „Die Mehrheit will eine grüne Oase als einen Treffpunkt für alle Generationen, auch einen spirituellen Ort, und vor allem wollen alle den Weg über das Kirchengelände erhalten, der das Wohngebiet mit dem Einkaufszentrum verbindet“, zählte Mölders die Wünsche auf.
Ensemble nicht unter Denkmalschutz
Vom Tisch ist inzwischen die Frage, ob das Gebäudeensemble denkmalwert ist; das ist nicht der Fall. Pfarrer Lausberg bemühte sich bereits vergeblich um einen Investor, was sich wegen der sozialen oder kirchlichen Nutzungsbindung als Unterfangen erwies, das nach 40 Ortsterminen zu keinem Ergebnis führte. Die Beteiligten öffneten sich inzwischen Überlegungen, wie das Gelände gestaltet werden könnte, wenn sich keine Nutzungsmöglichkeiten ergeben.
Einer zweigeschossigen Bebauung, bevorzugt mit der gewohnten roten Verklinkerung, stehen sie durchaus aufgeschlossen gegenüber. Der Weg soll unbedingt erhalten bleiben, und nach Möglichkeit der bislang im Volksmund Spielstraße genannte Abschnitt der Bonnstraße auch als solche ausgewiesen werden.
Die „offene gute Stimmung“ der ersten Runde nimmt die Mediatorin mit ins nächste Treffen im März. Dann soll unter anderem geprüft werden, ob auf dem Kirchengrund eine nach Mölders Vorschlag „etwas andere Kita“ mit Altenwohnungen auf der ersten Etage eingerichtet werden könne. Dass bei Abriss dort eine Grünfläche geschaffen werden könne, verneint der städtische Fachbereichsleiter Planen, Bauen, Manfred Siry, zwar. Aber ein Heimatmuseum ist denkbar, Siry verhandelt darüber bereits mit Rheinbraun.
Derweil erarbeitet die Bürgerinitiative ein Konzept für ein Begegnungszentrum und wirbt dafür bei möglichen Trägern, auch via Internet. Der Kirchenvorstand lässt im Hinblick auf einen Verkauf den Wert der Fläche neu schätzen – die 1,7 Millionen Euro aus einem früheren Gutachten erscheinen nicht mehr realistisch. Zudem werden die Kosten für den Unterhalt der Gebäude genau berechnet.
Von einem „überraschenden Ergebnis“ der Bürgerwerkstatt sprach der Planungsausschussvorsitzende Herbert Verbrüggen. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, bestätigte die Verwaltungsspitze.
Quelle: http://www.rundschau-online.de/rhein-erft