KStA 28.06.2012
Kritik an der Kirche
Pfarrheim
Ausschuss stimmt für Bebauungsplan
Von Birgit Lehrmann
Hürth. Die Diskussion um den Abbruch des Pfarrheims St. Joseph geht weiter. Mit einer Veränderungssperre will der Planungsausschuss den Abbruch verhindern, den die Kirchengemeinde Zu den Heiligen Severin, Joseph und Ursula beantragt hat. Auf dem Gelände will die Kirchengemeinde Seniorenwohnungen errichten.
230 Unterschriften
Viele Anwohner lehnen eine Bebauung ab. 230 Unterschriften hat eine Bürgerinitiative gesammelt, die fordert, dass das Gebäudeensemble aus Pfarrjugendheim, Küsterhaus und Pfarrhaus so bleiben soll wie es ist. Es handele sich umein Wahrzeichen von Hürth-Mitte und die Grünanlagen bildeten einen wichtigen Freiraum im Stadtteil, so die Bürger.
Bei einem Ortstermin hatte der Ausschuss die Proteste der Anwohner angehört und sich im Anschluss von Pfarrer Franz-Josef Lausberg die Gebäude von innen zeigen lassen. In der Sitzung, in der der Pfarrer nicht anwesend war, hagelte es harsche Kritik an die Adresse der Kirche. SPD-Mitglied Patrick Hansen sagte, die Kirche betreibe „Gewinnmaximierung, auch wenn es vom Pfarrer so nicht gesagt wird“. Die Gemeinde habe ein Kaufangebot abgelehnt, weil ihr der angebotene Preis nicht hoch genug gewesen sei. Parteikollege Klaus Lennartz ergänzte, die Kirche sei kein „Immobilienhändler“. „Wir erwarten von der Kirche Entgegenkommen.“ Auch CDU-Mann Dirk Breuer war der Ansicht, im Fall der Kirche müssten andere Maßstäbe gelten, „die Kirche ist kein Privatmann, sondern eine Anstalt öffentlichen Rechts.“ Es sei die Frage, ob dort Wohnbebauung zugelassen werden solle, wenn es von den Anwohner nicht gewünscht werde. Allein FDP-Mann Ronald Hadre warnte, dass man die Eigentümerrechte nicht außer Acht lassen könne. Jeder Grundstückseigentümer habe das Recht, seinen Grund zu verkaufen. Die Stadt habe nur die Möglichkeit, über einen Bebauungsplan Einfluss zu nehmen. Die Kirche argumentiert, sie habe für die Gebäude keine Verwendung mehr und sei im Rahmen des Sparkonzeptes „Zukunft heute“ gezwungen, sich von Immobilien zu trennen.
Bürgermeister Walther Boecker erklärte, er rechne in etwa drei bis vier Wochen mit einer Antwort der Oberen Denkmalbehörde, ob das Pfarrjugendheim denkmalwürdig sei. Einen Abbruch des Ensembles könne die Stadt nur durch eine Veränderungssperre verhindern, dazu sei die Aufstellung eines Bebauungsplanes nötig. Das Bebauungsplanverfahren wurde dann einstimmig eingeleitet, ebenso einstimmig fiel die Entscheidung für die Veränderungssperre aus. Gegen die Stimmen von SPD und FDP entschieden CDU, Grüne und Freie Wähler, eine Bürgerwerkstatt einzurichten, die Einfluss auf die Planungen nehmen soll. Die SPD hielt das für überflüssig, weil das Bebauungsplanverfahren den Bürgern genügend Möglichkeiten gebe, sich zu äußern.
Quelle: Kölner Stadtanzeiger, Rhein-Erft vom 29.06.2012